Psychologische Praxis
Dipl.-Psych. Mark Novy
Traumatherapie - EMDR
Verhaltenstherapie
Mitglied der
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Das physiologische/körperliche Kennzeichen
einer posttraumatischen Belastungsstörung ist
der durch die Verhinderung einer natürlichen
Schutz- oder Fluchtreaktion gleichsam
'eingefrorene' Affekt. Sind beide Alternativen nicht
möglich, reagiert der Organismus ähnlich wie im
Tierreich mit körperlicher Starre. Dadurch wird
auch die Erinnerung im Hippocampus isoliert
verankert, und im folgenden zur späteren
Verarbeitung periodisch oder ausgelöst durch
assoziative Trigger wieder reaktiviert und dadurch
verstärkt. Durch die damit verbundene Angst-
/Kontrollverlustkomponente wird jedoch die
Erinnerung gleichzeitig als bedrohlich erlebt und
wieder abgewehrt. In diesem Kreislauf scheint
der Organismus gefangen, die fehlende Bewälti-
gungsmöglichkeit verstärkt die Versagens-
erfahrung weiter.
Zur Behandlung dieser posttraumatischen
Belastungsstörungen hat sich in den letzten
Jahren auch in Deutschland ein Verfahren als
überaus wirksam erwiesen, das bilaterale
Stimulationen durch angeleitete seitliche
Augen(pendel)bewegungen oder „Tapping“ mit
direkter imaginativer Arbeit an den belastenden
Ereignissen verbindet. Das Ergebnis ist oft
schon in wenigen Sitzungen ein deutliches
Abklingen der mit den traumatischen Erinne-
rungen verbundenen Ängste und Gefühle. Durch
mittlerweile umfangreiche wissenschaftliche
Studien abgesichert, zeigt sich auch die
Dauerhaftigkeit dieser Behandlungserfolge.
(hier Bild 2)
Das Verfahren, genannt EMDR (Eye Movement
Desensitization and Reprocessing, deutsch
Augenbewegungs-Desensibilisierung und
Wiederverarbeitung) wurde 1989 von der
Amerikanerin Francine Shapiro entwickelt. Als
klinische Psychiaterin konnte sie die Effektivität
des im folgendem weiter verfeinerten Ver-
fahrens an einer Population von jahrzehntelang
unter Traumafolgestörungen leidenden
Vietnam-Veteranen erproben und dokumen-
tieren. Jahrzehnte Erfahrung und Forschung
beweisen die Effizienz dieses Verfahrens.
KlientInnen berichten oft folgende
Phänomene bei und nach der Behandlung
mit EMDR:
•
Die belastenden Emotionen klingen meist
schnell ab. Oft verändern sie sich auch
qualitativ: es kann beispielsweise sein, dass
unter der Angst Gefühle von Wut und/oder
Trauer auftauchen, unterbliebene
Auseinandersetzungen durchgeführt
werden, bevor sich ein Gefühl der
Erleichterung einstellt.
•
Das Erinnerungsbild kann sich spontan
verändern. Erlebt man sich zunächst noch
als unmittelbar Betroffene(r) der Szene,
betrachtet man das Erlebnis beispielsweise
später distanzierter oder von außen.
Belastende Erinnerungen können auch
blasser werden oder wegdriften.
•
Ähnliche unverarbeitete Vorbelastungen (bis
in die Kindheit) steigen gelegentlich ins
Bewusstsein und werden in den meisten
Fällen entsprechend mitverarbeitet.
•
Häufig tauchen auch weitere wichtige
Einsichten oder hilfreiche Gedanken auf.
Verwandte, positiv erlebte Ereignisse
werden zum Beispiel erinnert oder andere
positive Aspekte der jeweiligen Situation.
Für den Wirkmechanismus der Methode gibt es
mehrere Erklärungsansätze. Es besteht eine
hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Ähnlichkeit
der eingesetzten Augenbewegungen mit den
während der Traumschlafphasen (REM-Schlaf)
auftretenden Augenbewegungen Basis des
Wirkmechanismus sind. Das Gehirn wird dabei
in einen anderen Operations- und Verarbeitungs-
modus versetzt. Ähnlich wie auch Träume der
Verarbeitung, Einordnung und Relativierung
gemachter Erfahrungen dienen, jedoch durch die
hohe emotionale Intensität traumatisierender
Erfahrungen an diesen scheitern oder in Alp-
träumen hängenbleiben, lässt sich die Funktion
in der vom Wachbewusstsein kontrollierten, in
einem sicheren Setting stattfindenden thera-
peutischen Interaktion abgestuft nutzen. Die
Begleitung eines vertrauenswürdigen Thera-
peuten sowie dessen Sicherheit und Eigen-
erfahrung der Bewältigbarkeit des vorgefallenen
Ereignisses (es ist Vergangenheit, die allerdings
noch unverarbeitet schmerzvoll und Abwehr-
reaktionen produzierend im Körpergedächtnis
steckt) sind weitere wesentliche Bedingungen
effizienter Arbeit.
Insgesamt kann EMDR zu den erwiesener-
maßen effektivsten und gleichzeitig sanftesten
therapeutischen Methoden gerechnet werden
und ist laut Leitlinien der Goldstandard zur
Behandlung posttraumatischer Belastungs-
störungen.
Am 6. Juli 2006 wurde EMDR vom Wissen-
schaftlichen Beirat Psychotherapie der
Bundespsychotherapeutenkammer als Methode
zur Behandlung der Posttraumatischen
Belastungsstörung wissenschaftlich anerkannt.
Seit 2015 durch Beschluss des Gemeinsamen
Bundes-Ausschusses (GBA) der Ärzte und
Psychotherapeuten Regelleistung der
gesetzlichen Krankenkassen.
Eye movement desensitization and reprocessing
(EMDR): This therapy is based on the idea that
negative thoughts, feelings and behaviours are
the result of unprocessed memories. The treat-
ment involves standardized procedures that
include focusing simultaneously on (a) spon-
taneous associations of traumatic images,
thoughts, emotions and bodily sensations and (b)
bilateral stimulation that is most commonly in the
form of repeated eye movements.
Trauma-focused cognitive behavioral
therapy (CBT) and EMDR are the only
psychotherapies recommended for children,
adolescents and adults with posttraumatic
stress disorder (PTSD). No pharmaceuticals
are recommended. (!)
Like CBT with a trauma focus, EMDR aims to
reduce subjective distress and strengthen
adaptive beliefs related to the traumatic event.
Unlike CBT with a trauma focus, EMDR does not
involve (a) detailed descriptions of the event, (b)
direct challenging of beliefs, (c) extended
exposure, or (d) homework.” (S.1)
Die WHO (World Health Organisation)
schreibt ich ihren Guidelines for the manage-
ment of conditions that are specifically related
to Stress (Genf, 2013):
Psychotherapeutische Möglichkeiten bei
posttraumatischen Belastungsstörungen
Opfer von Gewaltverbrechen, Vergewaltigungen,
Entführungen, Krieg und Folter, schweren
Verkehrsunfällen, Naturkatastrophen oder
signifikanten Verlusten oder frühem Verlassen-
werden sind häufig traumatisiert. Vielen gelingt es
zwar selbst, nach einer gewissen Verarbeitungs-
zeit wieder ihr seelisches Gleichgewicht zu finden,
in manchen Fällen entwickeln Opfer oder auch
Zeugen solcher Ereignisses jedoch nach einer
akuten Belastungsreaktion eine Anpassungs-
störung oder “Posttraumatische Belastungs-
störung”. Man geht heute davon aus, dass jeder
dritte bis vierte Betroffene eines lebens- oder
identitätsbedrohenden Erlebnisses das Bild einer
posttraumatischen Belastungsstörung entwickelt.
Bei länger andauernder Traumatisierung ist die
Quote allerdings deutlich höher.
Neben Ängsten und depressiven Symptomen
finden sich
•
das häufige, von stark negativen Gefühlen
begleitete Wiedererleben der traumatischen
Erfahrung in Form von sich aufdrängenden
Gedanken oder Bildern (sog. 'Flashbacks'
oder Intrusionen)
•
die Vermeidung von Situationen (z.B.
Intimität) und Gesprächsthemen, die
irgendwie an das Trauma erinnern
•
eine erhöhte körperliche Erregbarkeit, die zu
verstärkten Schreckreaktionen und
Schlafstörungen sowie Alpträumen führen
kann, sowie auf Dauer
•
oft eine emotionale Abstumpfung, Verlust
bisher vorhandener Interessen, häufig
begleitet von Alkohol-, Medikamenten- oder
Drogenkonsum.