Klassisches EMDR

Gerade in den letzten Jahren der 25jährigen Entwicklung von EMDR sind eine Reihe von Variationen und Zusatztechniken eingeführt worden, nicht nur im Bereich von Stabilisierung und Ressourcentechnik, die in manchen speziellen Fällen Sinn machen können, jedoch den gezielt Störungs- und Emotionsfokussierten prozesshaften Ansatz des EMDR n.A. des Verfassers auch oft verwässern. Selbst aus einschlägigen Kliniken kehren KlientInnen oft mit ausgedehnter Stabilisierung, jedoch ohne Bearbeitung traumatisierenden biographischen Materials zurück.
 
Unsere Praxis sieht sich eher der zentrierten und zügigen Bearbeitung traumatischen Materials verpflichtet, unter deren mangelnder Verarbeitung KlientIn durch Flashbacks, Panikstörungen oder somatische Symptome leidet. So wie ein Fluss wieder fließt - und sich manche kleineren Ablagerungen von alleine erledigen - wenn man den größten blockierenden traumatischen Brocken aus ihm entfernt (durch EMDR zur Lösung bringt) verschwinden Symptome oft durch Aktivierung des verarbeitenden Adaptive Information Processing Systems (AIP, F. Shapiro) und entsprechender Verarbeitung der steckengebliebenen traumatischen Verarbeitung. Richard Klufts ‚Follow the worst’, oder Alan Botkins Core Focussed EMDR folgend, das auf die zentral verarbeitende Emotion der Trauer fokussiert, und dabei in der Traumasituation unterbliebene Ausdrucks-/Flucht- oder Abwehrbewegungen (Peter Levine) berücksichtigt, die sonst zu Spannungs- und Schmerzsyndromen in den betroffenen Körperpartien führen können.
 
Nach eigener Erfahrung ist dies bei mindestens 80% aller KlientInnen möglich; auch Francine Shapiro traut 85% der ambulanten Klienten eine ausreichende Stabilität zur Verarbeitung belastender Erfahrungen zu, ohne extensive Vorbereitungsprozesse (die bei mangelnder Ich-Stärke und Affektlabilität durchaus indiziert und notwendig sind). Zur diagnostischen Feinjustierung des Behandlungsfokus wird u.U. auf kinesiologische Instrumente (Myostatiktest nach Dr. Omura) zurückgegriffen, um damit den Körper auf bewusst oft nicht wahrgenommene Belastungen bzw Schwachstellen abzutesten.
 
Sonst sollte man aber die Möglichkeit einer zügigen Verarbeitungseinleitung durch EMDR oder das verfeinerte BrainSpotting (David Grand) durchaus in Erwägung ziehen, ohne sich durch manchmal intensive (emotionale) Verarbeitungsprozesse seitens der Klienten abschrecken zu lassen. Letztlich schlägt ja auch das Schicksal manchmal erbarmungslos zu und überfordert die Verarbeitungskapazität, so dass man wie eine hängende Schallplatte um das vergangene Ereignis kreist bzw. festhängt und unter den entsprechenden Symptomen leidet.
 
‘Getting Past your Past (Frei werden von der Vergangenheit)’ so der Titel Francine Shapiros jüngsten Werkes, und ‘Trust the Process’ zeigen die Möglichkeiten einer fokussierten EMDR-Behandlung im klassischen Sinne an.
 
 
Die WHO (World Health Organisation, Welt-Gesundheits-Organisation):
 
Guidelines for the management of conditions that are specifically related to Stress (Genf, 2013)
 
“Trauma-focused cognitive behavioral therapy (CBT) and EMDR are the only psychotherapies recommended for children, adolescents and adults with posttraumatic stress disorder (PTSD).
 
No pharmaceuticals are recommended.
 
Eye movement desensitization and reprocessing (EMDR): This therapy is based on the idea that negative thoughts, feelings and behaviours are the result of unprocessed memories. The treatment involves standardized procedures that include focusing simultaneously on (a) spontaneous associations of traumatic images, thoughts, emotions and bodily sensations and (b) bilateral stimulation that is most commonly in the form of repeated eye movements.
 
Like CBT with a trauma focus, EMDR aims to reduce subjective distress and strengthen adaptive beliefs related to the traumatic event. Unlike CBT with a trauma focus, EMDR does not involve (a) detailed descriptions of the event, (b) direct challenging of beliefs, (c) extended exposure, or (d) homework.” (S.1)
 
 

© 2012 - Mark Novy   drucken drucken